Ökumene


Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung: Erklärung der Lutheraner und der Katholiken zum Reformationsjubiläum 2017 - "Vom Konflikt zur Gemeinschaft". Ich habe zwei Stellungnahmen von Lutherischer Seite und von Katholischer Seite hier eingestellt. Und eine Reaktion des Ratsvorsitzenden der EKD. Möge bitte jeder selber lesen und sich eine Meinung bilden.

 

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... aufgewacht!

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"Ausbluten der Gottesdienstfrömmigkeit" als Chance für Ökumene?

Der lutherische Catholica-Beauftragte, Bischof Friedrich Weber, hat einen neuen Vorstoß unternommen, um für evangelische und katholische Kirchengemeinden mehr gemeinsame Andachten und Gottesdienste zu ermöglichen.

03.11.2012 | epd

 

Auch die Chancen von ökumenischen Sonntagsgottesdiensten sollten neu bedacht werden, empfahl Weber am Samstag vor Vertretern der lutherischen und unierten Kirchen in Timmendorfer Strand. Zustimmend äußerten sich die Landsbischöfe von Baden und Hannover, Ulrich Fischer und Ralf Meister.

 

Nach der offiziellen katholischen Position können ökumenische Gottesdienste am Sonntag nur eine Ausnahme sein, da sie die sonntägliche Eucharistiefeier für Katholiken nicht ersetzen könnten. Trotz dieser Zurückhaltung hoffe er auf Bewegung der katholischen Seite in dieser Frage, sagte der Catholica-Beauftragte in seinem Bericht für die Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands. Die Kirchen seien verpflichtet, in der Ökumene das gemeinsam zu tun, "was geht und nicht weniger", argumentierte Weber. Er fügte hinzu, das Feiern des Gottesdienstes sei ein höheres Gut als das Einhalten des Kirchenrechtes.

 

Gezielte Einladung an 'Sonntagen ohne Priester'

 

Argumente für ein neues Nachdenken über ökumenische Gottesdienste seien die kirchlichen Strukturveränderungen, der Priestermangel und der demografische Wandel. "Längst sind es nicht mehr nur Alter, Krankheit und Gebrechlichkeit, die Christen einen Zugang zur Eucharistiefeier verwehren", sagte der evangelische Theologe. Besonders in ländlichen Gebieten mit kleinen Dörfern könnten die Pfarrer nicht mehr in jeder Kirche wöchentlich einen Gottesdienst halten.

 

An manchen Orten gehe es auch gar nicht mehr um die Konkurrenz zwischen ökumenischem Gottesdienst und dem römisch-katholischen Sonntagsgebot der Eucharistiefeier. Die Alternative laute immer häufiger "Wortgottesdienst oder gar kein Gottesdienst", argumentierte der Catholica-Beauftragte. Deshalb könnte es in solchen eucharistischen Notsituationen geboten sein, gegenseitig "ökumenisch Amtshilfe" zu leisten und den Sonntag nach transparenten Regeln gemeinsam zu feiern, schlug Weber vor.

 

Ohne den Wunsch nach einem gemeinsamen Abendmahl aufzugeben, könnten auch evangelische Christen zu katholischen Wortgottesdiensten eingeladen werden, ergänzte der Landesbischof. "Umgekehrt laden wir an 'Sonntagen ohne Priester' auch gezielt zu nicht-eucharistischen Gottesdiensten in unsere Kirchen ein."

 

Neuer Vizepräsident Christian Schad

 

Aufgegriffen wurde der Vorschlag von Bischof Fischer. Angesichts der Bildung großer Seelsorgeeinheiten in den katholischen Diözesen werde der Gottesdienstbesuch deutlich absinken und es drohe ein Ausbluten der Gottesdienstfrömmigkeit. Dies sei eine große ökumenische Chance, warb Fischer für Vereinbarungen mit den Diözesen.

 

Hannovers Bischof Meister bedauerte, dass es keine klare Linie in der katholischen Kirche hinsichtlich ökumenischer Gottesdienste gebe. Die evangelische Kirche müsse für sich klären, wie sie mit dieser Pluralität umgehe. Meister erinnerte daran, dass an "transitorischen Orten" wie Flughäfen, Krankenhäusern oder Gefängnissen gemeinsame Gottesdienste problemlos gefeiert werden können.

 

In seinem Bericht warb Weber weiter für eine ökumenische Dimension in den beiden großen kirchlichen Jubiläen - 50 Jahre Vatikanum und 500 Jahre Reformation. Diese seien keine ökumenischen Veranstaltungen, sondern würden von der jeweiligen Kirche verantwortet. Zugleich sei die verantwortliche Kirche verpflichtet, dem Jubiläum eine ökumenische Dimension zu geben. "Die eine Kirche lädt die andere ein, mit dabei zu sein", sagte Weber.

 

Die Vollkonferenz der Union Evangelischer Kirchen wählte am Samstag den pfälzischen Kirchenpräsidenten Christian Schad zum stellvertretenden Vorsitzenden. Schad folgt auf Christan Drägert. Der Vizepräsident der Evangelischen in Kirche im Rheinland geht 2013 in den Ruhestand. Geleitet wird der Zusammenschluss von zwölf unierten Kirchen vom badischen Landesbischof Fischer.

 

Eingesandt - aus evangelisch.aktuell

Kommentar zur Reaktion von Herrn Schneider auf das Ökumene-Papier

Neben der Hoffnung, die ich empfunden habe, als ich von dem Papier hörte, stimmen mich die Aussagen des Ratsvorsitzenden der EKD traurig. Herr Schneider, der zwar - wie auch die "Botschafterin für die Luther-Dekade" (so die EKD) Frau Käßmann - stets sein Papier zur Ehe und Familie verteidigt, das "verbindende und versöhnende Impulse geben soll", der aber das Ökumene-Papier offenbar als zu "einheitsstiftend" versteht und insofern mehr auf die Verschiedenheit hinweist, torpediert hier einen aus meiner Sicht hoffnungstiftenden Ansatz.

 

Unter anderem verweist er darauf, dass man 2017 ja nicht auf Luther verengen darf und er es deshalb problematisch findet, was der Lutherische Weltbund (!) da macht. Vor dem Hintergrund der von der EKD propagierten und mit Aufwand (bis hin zu Autobahnschildern!) betriebenen Lutherdekade (s.o.) ein eigenartiger und möglicherweise den unterschiedlichen Windverhältnissen geschuldeter Standpunkt.

 

Er weist (indirekt) damit natürlich auch auf ein Standard-Problem (aus Sicht der Katholischen Kirche) in der Ökumene hin, dass nämlich für die Gespräche zu dem Papier neben der "einen Katholischen Kirche" nicht die vielen evangelischen, lutherischen, reformierten ... Kirchen  am Tisch gesessen hätten. Auf diese Weise könne ein Keil in die protestantischen, reformierten Kirchen getrieben werden...

 

Manchmal kommt es mir so vor, dass sich die Dinge in 500 Jahren verkehrt hätten. Die sich immer stärker der Welt zuwendende evangelische Kirche (s. Ehe und Familie) ist nicht in der Lage auf die ökumenischen Bemühungen der Katholischen (und auch der Lutherischen Kirche) zu reagieren, so wie seinerzeit die verweltlichte Kirche nicht auf Luther reagieren konnte... Wer da wohl jeweils am Werk ist?

 

Aber wenn nun einzelne Familienmitglieder versuchen, sich auszusöhnen, warum sperrt sich Herr Schneider? Wenn man mal in dem mir sehr nahen Bild einer Ehescheidung im Jahre 1517 bleibt, dann versuchen Lutheraner und Katholiken derzeit eine Familienversöhnung, wohl keine -zusammenführung wie ich den Text verstanden habe, zwischen zwei Kindern der damals zerstörten einheitlichen Familie. Das scheint einem der Brüder, der nicht in diesem Sinne unterwegs ist, nicht zu gefallen... Warum eigentlich nicht? Das könnte doch ein Weg sein! Eine getrennte Familie versöhnt man auch nicht ausschließlich in Gruppensitzungen aller Famlienmitglieder. Warum nicht mit denen anfangen, die möglicherweise am dichtesten an der Ursache waren oder sind?

 

Noch ein anderer Aspekt in der Reaktion von Herrn Schneider ist aus meiner Sicht sehr problematisch. Er schlägt vor, das Reformationsjubiläum 2017 zu einem Christus-Fest zu machen. Gute Idee, oder!? Das ist doch etwas Verbindendes! Ich hoffe nicht, dass wir diesen Schritt als Katholiken mitgehen. Ich kann es nicht. Da gefällt mir der Ansatz der Trennung im Hinblick auf eine echte Versöhnung (mit einer angestrebten Perspektive der Mahlgemeinschaft!) deutlich besser. 2017 ist das Symboljahr für die Scheidung einer Familie, die zu diesem Zeitpunkt unstrittig ziemliche Probleme hatte. Christus sagt, Versöhnung muss sein und ist - bei gutem Willen und Reue der eigenen Fehler - auch jederzeit möglich. Das aber genau stellt Herr Schneider in Frage. Und deshalb ist aus meiner Sicht der Zusammenhang zum Reformationsgedenken vollkommen ungeeignet, daraus ein "ökumenisches Christusfest" zu machen. Das verschiebt die Perspektive und überdeckt die Tragik dieses Gedenktages.

 

Solange ich in evangelischen Gottesdiensten am Reformationstag keine Bitten um die Einheit, wenigstens die echte Versöhnung mit der Mutterkirche (!) höre, scheint mir alles gedrechselte Diskutieren und Schreiben unecht. Da sage ich als Scheidungskind (!), macht doch euer Ding alleine.

 

Keine Sorge, ich glaube, dass wir doch weiter "ökumenisch unterwegs" sein werden - deo iuvante.

 

M. Rehder


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