Martin von Tours

* 316 / 317 (oder um 336) in Sabaria, heute Szombathely in Ungarn                                                                                                                              zurück zur Heiligenrunde
† 8. November 397 (?) in Candes, heute Candes-Saint-Martin bei Tours in Frankreich

 

Hier weitere Infos aus dem Heiligenlexikon.

Wir alle kennen den Heiligen Martin - mehr oder weniger.

 

Am Relitag (10.11.2012) haben wir uns mit den Kindern und auch den Erwachsenen über diesen bekannten Heiligen unterhalten. Zwei Geschichten bzw. Legenden, die mir unbekannt waren, wurden dabei Gegenstand von interessanten Gesprächen:

Hätte ich so viel Gottvertrauen wie Martin?

Stünde ich bei Martin oder bei den Mönchen in einer solchen Situation?

 

Sind wir der Lahme oder der Blinde?

Und gehen wir nicht oft Gelegenheiten aus dem Weg, Gottes Gnade unmittelbar zu begegnen?

Und wenn, dann haben wir auch oft noch was zu meckern!


Die Geschichte von der Heiligen Kiefer

 

Als Martin einmal in einer Siedlung einen alten Heidentempel zerstörte und eine benachbarte Kiefer umhauen wollte, kamen die Heiden und wollten ihn daran hindern. Durch Gottes Willen hatten sie sich still verhalten, als der Tempel eingerissen wurde. Sie wollten aber nicht dulden, dass der Baum gefällt werde. Mit großem Eifer versuchte ihnen Martin zu erklären, dass in einem Baum nichts Heiliges sein könne. Sie sollten doch lieber dem Gott folgen, dem er selber diene. Weil der Baum einem Dämon geweiht sei, müsse er umgehauen werden.

 

Da trat ein besonders Verwegener vor und sprach: „Wenn du Vertrauen zu dem Gott hast, den du zu verehren vorgibst, dann wollen wir selbst den Baum fällen. Du aber sollst ihn in seinem Fall aufhalten. Wenn dann dein Gott wirklich mit dir ist, wirst du dem Urteil entkommen." Martin zweifelte nicht an Gott und war bereit, auf den Vorschlag einzugehen. Alle Heiden stimmten dieser Abmachung zu. Ihren Baum würden sie gerne fällen, wenn sie durch den fallenden Baum zugleich den Feind ihrer Heiligtümer erledigen konnten.

 

Die Kiefer stand nach einer Seite geneigt. Es bestand gar kein Zweifel, nach welcher Seite sie fallen würde. Ausgelassen und voll Freude machten sich die Heiden daran, ihre Kiefer zu fällen. Dabei stand eine große Schar Schaulustiger. Da begann sich die Kiefer zu neigen und drohte zu stürzen. Ziemlich entfernt standen zitternd die Mönche. Sie waren wegen der drohenden Gefahr entsetzt und hatten alle Hoffnung aufgegeben. Sie warteten nur noch auf Martins Tod. Doch der vertraute auf den Herrn und wartete ohne Angst. Schon ächzte die Kiefer im Fallen, schon neigte sie sich, schon stürzte sie auf ihn: Da streckte Martin seine Hand gegen sie aus und zeichnete das Zeichen des Heils gegen sie. Dann, wie wenn ein Wirbelwind den Baum umgedreht hätte, fiel er nach der entgegengesetzten Seite. Fast hätte er das wilde Volk, das sich dort sicher fühlte, erschlagen.

 

Nun erhob sich ein Geschrei zum Himmel. Die Heiden staunten über das Wunder. Die Mönche weinten vor Freude. Von allen gemeinsam wurde der Name Christi gepriesen. Ganz sicher ist an diesem Tag auch in diese Gegend das Heil gekommen. Fast keinen in der großen Heidenschar gab es, der nicht um die Handauflegung bat, den heidnischen Irrtum aufgab und an den Herrn Jesus glaubte.

 

 

Die Geschichte vom Blinden und vom Lahmen

 

Zur Zeit der Beisetzung des heiligen Martin gab es zwei Gesellen, der eine blind, der andere lahm. Der Blinde trug den Lahmen auf dem Rücken, und der Lahme wies dem Blinden den Weg. Sie bettelten miteinander und verdienten großes Gut. Da hörten sie erzählen, dass bei Sankt Martins Leichnam viele Kranke gesund geworden seien. Und weil sein Leib am Tag seiner Überführung in einer Prozession um die Kirche getragen wurde, waren sie bange, der Leib würde bei dem Haus vorübergetragen werden, in dem sie wohnten und sie würden plötzlich geheilt werden. Sie aber wollten nicht geheilt werden, damit sie nicht die Ursache ihres gewinnbringenden Einkommens verlören. Darum flohen sie aus der Straße und gingen in eine andere Gasse, durch den der Leichnam, wie sie glaubten, nicht getragen würde.

 

Aber als sie flohen, begegneten sie dem Leichenzug unversehens. Und weil Gott den Menschen manche Wohltat wider ihren Willen tut, wurden sie beide gegen ihren Willen gesund und waren doch darüber betrübt.